Vermutlich war jeder mal in der Situation, in der ein anderer Mensch aufgrund eines Unfalls oder einer anderen Notsituation auf die Hilfe von anderen Anwesenden angewiesen war, bis professionelle Helfer eintreffen.
Es wird ja nicht erwartet, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, wenn man beobachtet, dass sich ein anderer Mensch in einer Notlage befindet. Es geht auch nicht um puren Aktionismus, sondern um Unterstützung in irgendeiner Form. Die meisten haben ein Handy oder Smartphone dabei, um schnell mal die 110 oder 112 zu wählen, wenn man sich unsicher ist, was in der jeweiligen Situation zu tun ist. Oder man kann andere umstehende Personen ansprechen und um Unterstützung bitten.
Gezieltes Ansprechen einer Person bewirkt, dass sich diese nicht mehr so leicht der Situation entziehen kann. „Hallo, Sie im grünen Mantel… Würden Sie bitte…..?“
Ein prägnantes Beispiel ging dieses Jahr durch die Medien. Ein Rentner war im Geldautomatenraum einer Bank zusammengebrochen und lag dort. Mehrere Kunden dieser Bank, stiegen einfach über den dort liegenden Mann hinweg. Und, diese Menschen unternahmen NICHTS !!! Von dem leblosen Rentner ging keine Gefahr aus, es musste sich keiner der Anwesenden bedroht fühlen. Und trotzdem wurde er ignoriert, einfach liegen gelassen. Erst nach sieben Minuten rief ein weiterer Kunde den Notarzt, nachdem vor ihm bereits mehrere Besucher der Bank einfach ihre Bankgeschäfte ohne Erste Hilfe zu leisten, durchgeführt hatten. Nach weiteren 20 Minuten traf dann der benachrichtige Notarzt ein.
Leider verstarb der Rentner dann eine Woche später im Krankenhaus. Ein Nichtstun mit schweren Folgen. Drei Kunden, die keine erste Hilfe leisteten, wurde später zu Geldstrafen verurteilt.
Aber es gibt auch noch eine Steigerung zu diesem geschilderten Vorfall. Immer wieder liest man, dann Rettungskräfte durch Gaffer behindert werden, in einzelnen Fällen sogar attackiert werden. Im November ereignete sich ein schwerer Verkehrsunfall in München. Zwei schwer verletzte Rentner lagen in ihrem Auto, dass sich überschlagen hatte. Und, es standen gleich sage und schreibe 200 (in Worten zweihundert) Gaffer um den Unfallort herum.
Und es bleibt ja nicht beim Gaffen. Sondern es werden fleißig die Smartphones gezückt und Videoaufnahmen und Photos erstellt, um diese dann ins Netz zu stellen.
Liebe Leser*innen, an dieser Stelle geht mir gewaltig der Hut hoch! Menschen zu photographieren, die um ihr Leben kämpfen, Rettungskräfte behindern die Leben retten möchten, ist für mich unfassbar. Über welch niedrige Sozialkompetenz und gering ausgeprägte Empathie müssen diese Menschen verfügen? Sind Menschen, die Hilfe benötigen, etwa nur eine Ware, die man im Netz zeigt? Steigt der Status eines Menschen, wenn er Unfallbilder mit anderen teilt? Man wünscht niemanden etwas Böses. Aber solchen Menschen wünsche ich auch mal, in eine Notlage zu geraten, in der man ihnen die Hilfe verweigert und Photos macht. Am besten fordert man die Hilfebedürftigen noch zum Lächeln auf……
Helfen kann JEDER! Man muss es nur WOLLEN!!
Viele Grüße
vom Polarfuchs