Der Spagat zwischen Currywurst und 7-Sterne-Gang-Menü

Als ich im letzten Jahr in einem anderen Blog einen Kommentar hinterliess, in dem ich mein Leben zwischen „barfuss oder Lackschuh“ – „Currywurst oder 7-Gang-Menü“ oder „Sekt oder Selters bezeichnete, wurde das als „interessant“ und „ich sei ja flexibel“ kommentiert. Ich nehme das gerne als Anregung, näher drauf einzugehen.

Ich bin in einer Gegend groß geworden, in der …..naja….schon gewisse anpassungsfähige Eigenschaften gefragt waren. Ein Stadtteil, in dem vorwiegend Menschen der bildungsfernen Schicht lebten. Den Kontrast dazu bildete die Strasse, in der meine Eltern wohnten – Gutverdiener, angesehene Geschäfts- und Kaufleute und Standesberufler. Sobald man diese „Oase“ verliess, musste man umswitchen. Sein Verhalten, sein Denken auf die Umgebung umstellen. Auch immer verbunden mit ein bisschen Angst und den Gedanken, was passieren würde, wenn man denn diesen oder jenen begegnen würde. So geschah es dann auch mir, dass mir mal von einem Besoffenen eine geladene Pistole an den Kopf gehalten wurde. Ich reagierte besonnen und entkam dieser gefährlichen Situation, die ich im Moment des Erlebens überhaupt nicht als so gefährlich einstufte.

Auch im weiteren Lebensverlauf verlor ich dank meines Freundeskreises und der Erziehung meiner Eltern nie die Bodenhaftung und erinnere mich immer wieder gerne an meine Wurzeln. Beruflich machte ich schnell Karriere und fand mich auf einem elitären Parkett wieder. Mit Buffets, Meetings, Geschäftskleidung. Es gab auch Momente, in denen mir das alles zu „schwer“ wurde, sich Unwohlsein einstellte. Statt Lachshäppchen oder dem erhöhten Schwierigkeitsgrad, den ein Hummer mit sich bringt, wäre mir ein deftiger Eintopf von Muttern lieber gewesen.

Im Gegensatz zu einigen Menschen auf dieser Welt, in unserer Gesellschaft, bin ich nie stehengeblieben in meiner Entwicklung. Ich beobachte viel, denke über die Beobachtungen nach. Denke auch über das nach, was mir passiert und welche Erfahrungen ich mache. Auch die Fähigkeit, mich in andere Menschen erfolgreich hineinzuversetzen, habe ich optimiert.

Ein Leben in Luxus und mit den dazugehörigen Menschen würde mich auf Dauer erdrücken. Sich trittsicher in dieser Umgebung bewegen zu können, macht selbstbewusst und es lässt sich dies auch trefflich geniessen – für den Augenblick. Aber ich bin dann nur ich, wenn ich mich nicht verstellen muss, weil es die Gesellschaft will.

Denn ich bin zwar manchmal bequem, aber für manche Zeitgenossen äusserst unbequem. Nämlich dann, wenn es mir um Werte geht, die mir wichtig sind und wenn meine eigene Lebensphilosophie mit der von anderen nicht kompatibel ist.

Mir ist das Unterstützen und Helfen von Menschen wichtig und ich möchte nicht zu der Schicht gehören oder gezählt werden, die sich auf Kosten anderer bereichern oder als gleicher als gleich tituliert werden. Sekt und Lackschuh können sein, Currywurst und barfuss ist aber das grössere Lebensgefühl.

Herzliche Grüsse vom Polarfuchs

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6 Antworten zu Der Spagat zwischen Currywurst und 7-Sterne-Gang-Menü

  1. TimeBanditsWorld schreibt:

    Schöner Blog !

    LG TB

  2. maldrueberreden schreibt:

    Besonders der letzte Satz hat mir gefallen. Schließe mich der Meinung des Vorposters an.

  3. gedankenfest schreibt:

    Ganz toller Beitrag, mein lieber Polarfuchs! Es freut mich, mal einen so persönlichen Eintrag zu lesen 🙂

    Es ist sehr vorteilhaft, wenn man sich gesellschaftlich anpassen kann. Vor allem schaut man so auch über den Tellerrand und hat Eindrücke von allen Schichten. Das ist eine tolle Erfahrung und ich glaube, dass sie den Menschen positiv formt.

    Ich kann mich auch auf dem luxuriösen Parkett bewegen. Aber ich tue es nicht gerne. Ich bin dann viel zu sehr damit beschäftigt, mich korrekt zu verhalten und keine Fehler zu machen, als einfach Spaß zu haben. Ich möchte ich sein und das kann ich am besten, wenn ich mich wohl fühle. Ich bevorzuge auch die Currywurst. Das ist einfach eher meine Welt, als mich mit angepassten, unechten und oftmals auch verlogenen Menschen auf einem Parkett zu bewegen, wo ich weder das Parkett und meisten auch die Menschen nicht mag.

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